Auch wenn die auf Englisch gesungenen, allesamt selbst komponierten und getexteten Songs ihren eigenen, leicht wehmütig angehauchten Charakter besitzen: Irgendwie erinnert die sich überschlagende Stimme von Magdalena Jacob dann doch an die heuer verstorbene irische Cranberries-Sängerin Dolores O'Riordan („Zombie“).
Musikalisch befindet sich die Sängerin und Songwriterin mit ihrem Mann und Musikpartner Aaron in bester Indie-Folk-Gesellschaft, gepaart mit Einflüssen anderer Musikrichtungen wie Jazz, Gypsy oder Alternative Rock. Zwei Akustikgitarren mit insgesamt 18 Seiten, Aarons sechs- und ihre zwölfsaitige Klampfe mit dem vollen Klang, geben den Sound und Rhythmus für Magdalenas markante Stimme vor. Zusammen sind die zwei das Singer-Songwriter-Duo „Ella John“.
Von Mönchstockheim nach Berlin
Das idyllische Mönchstockheim, wo immer noch ihre Familie lebt, hat Magdalena Jacob, früher Barth, längst in Richtung Berlin verlassen, der Musik und des Studiums wegen. In der Bundeshauptstadt haben sie und ihr dorthin inzwischen nachgefolgter Ehemann und Musikpartner bereits nach kurzer Zeit mit Parrandera Records ein kleines Indie-Musiklabel gefunden, das bereit war, sie unter Vertrag zu nehmen. Dort haben „Ella John“ ihr erstes gemeinsames Album „Games & Borders“ veröffentlicht. Das zweite Album befindet sich gerade im Entstehen.
Die Straße als Konzertbühne
Außerdem touren und gelegentlich auch trampen beide regelmäßig durch Deutschland, spielen in kleinen Bars und Cafés, auf Festivals und auf der Straße. Größere Reisen, wie per Anhalter von Ost nach West quer durch Russland, haben die beiden 23-Jährigen ebenfalls schon unternommen, ohne fest geplante Gigs, aber immer mit den Reisegitarren im Gepäck.
Die Auftrittsmöglichkeiten sind für „Ella John“ in Anbetracht der doch speziellen Musikrichtung in der unterfränkischen Heimat eher rar und überschaubar. In Schweinfurt machen sie gelegentlich Straßenmusik, wenn sie in der Gegend sind.
Mehrere Auftritte in Würzburg
Allerdings spielen beide regelmäßig in Würzburg. In nächster Zeit sind sie zum Beispiel am 24. Mai in der Bar87, am 23. Juni im Rahmen des Umsonst & Draußen-Festivals auf der U25-Bühne, am 28. Juni in der Waldschänke Dornheim und dann wieder am 7. bis 9. September im Rahmen des Straßenmusik- und Straßenkunstfestivals „STRAMU“ in der Domstadt zu hören.
„Zu Mönchstockheim habe ich ehrlich gesagt im Moment nur noch wenig Bezug“, bekennt Magdalena Jacob. Sie sei zwar dort aufgewachsen und ihre Familie lebe noch hier, die sie auch regelmäßig besuche, aber im Lauf der Zeit sei es ihr immer schwerer gefallen, hier ihre eigenen musikalischen Interessen zu verfolgen. Das Problem: Es gibt zu ihrem Bedauern im Umkreis eben kaum Plattformen für eigene Musik, noch dazu in diesem Genre. Außerdem habe sie vor zwei Jahren in Berlin ein Drehbuch-Studium angefangen und lebe inzwischen dort.
Die heimatlichen Wurzeln
Ihr Werdegang, sagt Magdalena, sei allerdings stark vom Umfeld Mönchstockheim/Gerolzhofen/Schweinfurt geprägt. Hier habe sie ihre ersten musikalischen Erfahrungen in lokalen Pfarr- und Schulbands gesammelt, Bass- und Gesangsunterricht an der Musikschule in Gerolzhofen besucht und drei Jahre lang private Gitarrenstunden in Vögnitz genommen.
Schon im zarten Alter von zwölf Jahren hat Magdalena begonnen, eigene Lieder auf Deutsch und Englisch zu schreiben. Kurze Zeit später hat sie zusammen mit einer Freundin ihre erste Band „Mr. Yellow“ gegründet, in der sie hauptsächlich Indiepop-Cover-Songs, aber auch eigene Musik einstudiert und gespielt haben. Eines der Gründungsmitglieder war unter anderem Aaron Jacob aus Schweinfurt, inzwischen ihr Mann und Duo-Partner, der damals jedoch nur ein Schulfreund war.
Die ersten Gehversuche in den Bands
Die Covermusik habe ihr auf Dauer aber nicht gereicht, so die Sängerin und Songschreiberin. Nachdem sich die erste Band nach zwei Jahren auflöste, gründeten Aaron und sie ihre zweite Band „Ghosts without Airplanes“, die dreieinhalb Jahre bestand und in der ausschließlich eigene Musik produziert wurde.
Im Raum Schweinfurt/Würzburg waren beide damit eine Zeit lang intensiv unterwegs und sie sind auch in Leipzig, Berlin und Warschau getourt. Auch diese Band löste sich letztendlich aber angesichts zu unterschiedlicher Interessen in Bezug auf berufliche Pläne und menschlicher Differenzen auf, schildert Magdalena.
Zu dieser Zeit hatte sie ihr Abitur an der Fachoberschule in Nürnberg bereits abgeschlossen, wohnte wieder in Mönchstockheim, jobbte als Prospektzustellerin und machte Straßenmusik in verschiedenen Städten Deutschlands. Inspiriert von der Singer-Songwriter-Szene in Berlin, fasste sie letztendlich den Entschluss, in die Hauptstadt zu ziehen und ihr Leben der Musik und dem Filmemachen zu widmen.
Als beide auch privat ein Paar wurden
Ungefähr zur selben Zeit seien Aaron und sie ein Paar geworden. Seitdem gehen sie auch den musikalischen Weg gemeinsam. Sie gründeten das Duo „Ella John“, das zuvor lediglich ihr Singer-Songwriter-Name war. Aaron, der in Würzburg geboren und in Schweinfurt aufgewachsen ist, brach dafür sein Mulitmedia Marketing-Studium in Schmalkalden ab und zog ebenfalls nach Berlin.
Auch Aaron war bereits im Grundschulalter mit der Musik in Berührung gekommen, hatte zwölf Jahre lang Gitarrenunterricht an der Musikschule in Schweinfurt genommen und danach, wie erwähnt, mit Magdalena in diversen Bands und bei anderen Projekten gespielt.
Die musikalischen Einflüsse
Der Stil von „Ella John“, die mit zwei Akustikgitarren unterwegs sind, ist stark von Singer-Songwriter-Folk-Einflüssen geprägt. Aber auch Einflüsse aus dem Indiepop-Bereich (früher mehr als heute, so Magdalena Jacob) und mittlerweile verstärkt auch Elemente aus Jazz, Gypsy und Alternative Rock haben Eingang in den Stil gefunden. „Unsere Songs sind inspiriert von den verschiedensten Orten auf der Welt“, betont die Songwriterin. Ihren jüngsten Song „Sailors“ habe sie zum Beispiel im Senegal geschrieben, nachdem sie dort kürzlich mit ihrem Bruder per Anhalter unterwegs war.
Die Suche nach der eigenen Wirklichkeit
Das aktuelle Album „Games & Borders“ handelt thematisch von der Aufgabe alter Strukturen und Lebensabschnitte und der Schaffung der ganz persönlichen eigenen Wirklichkeit. So erzählen die Songs von der andauernden Reise, die sich Leben nennt, vom Aufbruch und Ausbruch, von Vögeln und brennenden Brücken oder vom Verlorengehen und Heimkommen. Trotz der gewissen Ähnlichkeit in der Stimme mit Dolores O'Riordan: Magdalena und Aaron Jacob alias „Ella John“ muss man selbst gehört haben. Die Möglichkeit speziell in „Games & Borders“ hineinzuhören, bietet sich inklusive entsprechender Hörproben auf Spotify, Soundcloud oder Youtube genauso wie bei Itunes, Amazon und Googleplay.
Näheres zu „Ella John“ und ihre Musik gibt es im Internet auf der Homepage des Duos und Ehepaars unter www.ella-john.de
Geschrieben von Norbert Vollmann, Mainpost.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Eine-Stimme-und-18-Gitarrensaiten;art769,9967326
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