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Geschrieben von JochenKategorie: CD-Reviews Veröffentlicht: 28. März 2019
Das Saarland wird gerne vom Rest von Deutschland und den Benelux-Staaten als kleines zurückgebliebenes Bundesland dargestellt, was allerdings nicht auf alle Bereiche zutrifft. In musikalischer Hinsicht hat es einiges zu bieten und kann verhältnismäßig gut mit dem Rest mithalten. Leider ist die musikalische Förderung dort nicht allzu weit auf dem Vormarsch, aber zum Glück gibt es ja auch noch Musikförderer, die ein Talent erkennen fernab von seiner Herkunft.
REBELSOUL ist ein ebensolches Beispiel. Angefangen als zweiköpfiges Akustikprojekt wurde schnell klar, dass man mehr aus den Ideen machen möchte. Eine vollständige Rockbesetzung sollte es werden, und da wie so oft niemand angeflogen kommt, macht man eben das Beste aus der Sache, indem man den einen oder anderen Posten in einer Band aufgibt oder (zusätzlich) übernimmt, bis es letztendlich stimmt.
Bandkopf Tom Nothof plaudert aus dem Nähkästchen und gibt zu, dass er eigentlich nie vorhatte, einen Bass umzuhängen und doch weiterhin die Position am Mikro einzunehmen, aber in Ermangelung geeigneter Alternativen und dem Drang, das musikalische Konzept in Form eines klassischen Trios vorzustellen, nahm man den Job an, und siehe da, mittlerweile hat man sogar Gefallen daran gefunden. Nun ist neben Tom mit Bass und Gesang sowie Matthias an der Gitarre noch Simon für das Schlagzeug hinzugestoßen, und es ergab sich ein Trio, das nicht nur musikalisch, sondern auch zwischenmenschlich mehr und mehr zusammenwuchs. Das alles begann 2007, niemand wusste, wohin die Reise geht, aber einmal vor einer Band wie PRO-PAIN in Saarbrücken zu spielen oder gar einen Plattenvertrag zu unterzeichnen stand bei jedem nur in den Sternen.
Das Label Parrandera Records aus Berlin erkannte jedoch, dass dieses Trio Potenzial hat; ihre Leidenschaft und Hingabe für die Musik war trotz Ermangelung einer großartigen Diskographie und ausbleibenden Dauer-Tourneen ausreichend, um mit ihnen das lang gewünschte Debütalbum namens "Losing Humanity" aufzunehmen.
Kaum aus dem wahr gewordenen Traum erwacht begab man sich ins Studio und zimmerte dort knappe 50 Minuten feinster Musik ein, die sich als gute Mixtur von Grunge und Alternative mit Progressive-Touch entpuppt. Tellerränder sind kein Ding für REBELSOUL, und so konnte man sich aus seinem heimischen musikalischen Umfeld auch noch ein paar Musiker schnappen, die "Losing Humanity" zu einem interessanten und vielschichtigen Werk machten. "Von seidenweich bis knüppelhart" lautet es in der Bandinfo, dabei würde ich in keines der Extreme zu viel Wert legen, aber wenn man Fan von PEARL JAM ist, darf man doch wohl trotzdem mal zwischendurch die Rübe zu MORBID ANGEL schütteln, oder?
"Losing Humanity" lebt von seiner Ehrlichkeit und seiner natürlichen Darstellung, die Liebe zur Musik steht dabei immer im Vordergrund, und das Label im Rücken hat die Band kein bisschen aus dem gewohnten Fahrwasser gelotst, sondern ihnen das ermöglicht, was sie die ganze Zeit im heimischen Rahmen machten: interessante und hochwertige Musik, ohne sich selbst untreu zu werden. Von Uwe Jolly im Jollycaster Sound veredelt klingt "Losing Humanity" so, wie man die Band von der Bühne kennt - nicht überproduziert, nicht gekünstelt, nicht überladen, sondern voller Leidenschaft und einem Selbstbewusstsein, das niemals aus der Rolle fallen wird. Das Debütwerk ist der erste Schritt in die richtige Richtung für REBELSOUL, die zwar nicht vollends bekannt sein wird, aber auf jeden Fall in Richtung aufwärts geht, denn dieses sympathische Trio hat Potenzial, auf Scheibe und auf Bühnen für mächtig Eindruck zu sorgen. Die Saarländer wissen zumindest, wie gefeiert wird, davon kann man sich schließlich am 13. April ein Bild machen, wenn das Studio 30 in Saarbrücken ganz in der Hand der Rebellen ist. Weitere Infos dazu in unseren News. Tod dem Imperium! Lang lebe die Rebellion!
(Jochen)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 10 Spielzeit: 48:48 min Label: Paranderra Records Veröffentlichungstermin: 29.03.2019
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